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Deutschsprachige Lutheraner in Namibia gehen oft viele ungewöhnliche Wege

Viele Wege durch Namibia sind abenteuerlich, ungewöhnlich und fremd  für Europäer. Straßen durch einsame Wüsten, Schotterpisten durchs Gebirge, sandige Pads zu Farmen, Zwangspausen auf der Fahrt durch fließende Riviere, aber auch bequeme Teerstraßen auf der Nord-Süd- oder Ost-West- Achse des Landes. 

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia, die  ELKIN (DELK) mit ihren ungefähr 5200 Mitgliedern in 14 Gemeinden und ihren sieben Pfarrstellen, verteilt über eine Fläche von 823.000 qkm, gehört zu den ausgesprochen kleinen lutherischen Kirchen: Es sind wenig Mitglieder in einem riesigen Gebiet. Wege zueinander zu finden ist darum schon immer ein Thema im jungen Namibia. Der deutschsprachigen lutherischen Kirche werden viele, auch unbequeme Wege zugemutet. Die Aufarbeitung der Kolonialzeit und ihre Rolle in der Apartheidszeit ist eine immer wiederkehrende Zerreißprobe.

Manche trauen der ELKIN (DELK) aus einer vorurteilsbesetzten Sicht manche Wege gar nicht zu: Die Beziehungen zu den lutherischen Schwesterkirchen sind vom Geist der Versöhnung geprägt. Die Probleme des Landes und die Probleme der Kirchen werden im UCC-NELC - in der gemeinsamen Kirchenleitung - offen besprochen. Zwischen den verschiedenen Bischöfen herrscht ein offener und kritischer Geist. 

„Deutsch ist unsere afrikanische Muttersprache“, schreibt die namibische Schriftstellerin Silvia Schlettwein in der Ausgabe der „Perspektiven 2016“. Das bedeutet zum einen, dass sich „Deutsch“ eigenständig in einem afrikanischen Kontext entwickelt hat und es heißt andererseits, dass die Sprache nicht an eine bestimmte „Rasse“ gekoppelt ist. Zunächst einmal sind wir „evangelisch“, das ist Vorzeichen. Wir sind ein kleiner Teil der weltweiten Christenheit, dann erst sind wir „deutschsprachige Afrikaner“. Das heißt in unserem Bezügen: wir sind vielsprachige Christinnen und Christen in einem Vielvölkerstaat. Das nachgestellte DELK im Namen ist Beleg dafür.

Die Betreuung der Gemeindeglieder und die Begeisterung für das Evangelium wachzuhalten, ist und bleibt die stetige, dauernde und bedrängendste Herausforderung. Und sie wird mit viel Vertrauen und Herzblut für das Evangelium gemeistert:

Laienprediger wurden und werden ausgebildet. Nur so sind regelmäßig Gottesdienste zu halten. So wurden gerade diese Menschen zum Segen für die Kirche. Durch ihre theologische Ausbildung, die immense Lebenserfahrung und Kenntnis des Landes und ihrer Menschen sind sie auch in der Synode der ELKIN (DELK) und darüber hinaus den Pastorinnen und Pastoren, von denen drei von der EKD entsandte Kräfte sind, ein großartiger und wertvoller Gesprächspartner.

Allein durch weitere Spenden - die ELKIN (DELK) ist eine Freiwilligkeitskirche - werden seit Jahren, zusätzlich zum normalen Haushalt, zwei Kinder- und Jugenddiakone finanziert. Die Betreuungsschwerpunkte liegen in den großen Gemeinden Windhoek und Swakopmund, auch deshalb, weil sich viele der deutschsprachigen Farmkinder hier in den Schülerheimen befinden. Das „Kinder- und Jugendnetzwerk“ ist eine riesengroße Erfolgsgeschichte und macht den Gemeindegliedern große Hoffnung, dass die Kirche eine Zukunft im Land hat. In Zeiten, in denen in Deutschland der Abbau von Pfarrstellen beklagt wird, hat man den Glaubensmut gefunden, einen gegenteiligen Weg zu gehen. Beflügelt durch den Erfolg, soll in Otjiwarongo eine dritte Kinder- und Jugenddiakonenstelle und an der Küste eine zweite Pfarrstelle eingerichtet werden!

Die Kirchengemeinde Windhoek ist mit 2500 Gemeindeglieder die größte Kirchengemeinde der ELKIN (DELK). Der Gemeindebrief ist Zeugnis einer vielfältigen, ausdifferenzierten, strategischen, geistlichen Arbeit, die nur durch das Engagement der Ehrenamtlichen in dieser Art und Weise gestemmt werden kann.

 Die evangelisch lutherische Kirche deutscher Sprache geht unterschiedliche und ungewöhnliche Wege, mal steinig, mal sandig, mal bequem, mal eine Zwangspause einlegend, aber Christus, der Herr auch dieser Kirche, führt sie abenteuerlich durch das wunderschöne, weite Land des Glaubens. Das eigene Land wird dafür zum Symbol.

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